„Sie fehlt an allen Ecken und Kanten“

ÖSHZ-Präsidentin Ilona Thieffry verstarb am Montag plötzlich und unerwartet. | Archivbild


Ilona Tieffry-Audenaerd (geboren am 13. Juli 1952) ist am Montag nach kurzem Krankenhausaufenthalt an Herzversagen gestorben. Ihr Tod kam plötzlich und unerwartet. „Ihr Ableben wird eine große Lücke in die Vereinswelt und das öffentliche Leben der Gemeinde Lontzen reißen“, ist Bürgermeister und Fraktionskollege Alfred Lecerf (Union) überzeugt. Er charakterisiert Ilona Thieffry als einen offenen Menschen, dem die Belange der Schwachen immer am Herzen lagen.

„Sie hat während 30 Jahren die Seniorenstätte betreut. Regelmäßig traf sie sich im Rahmen dieses Aufgabenfeldes mit den Betagten zum Kaffee und, um Karten zu spielen“, so der Bürgermeister. Als ÖSHZ-Präsidentin sei sie die „geeignetste Person“ gewesen.

Seit 2004 hatte sie das Amt als Präsidentin des Öffentlichen Sozialhilfezentrums (ÖSHZ) inne. Bereits ab 1995 war sie Mitglied im Sozialhilferat. Und auch auf diesem Gebiet hat sie vollen Einsatz gezeigt. „Sie war sehr spontan und immer zur Stelle, wenn man sie brauchte. Ein herzlicher und sehr menschlicher Typ. Sie war aber auch eine Person, die nicht die großen politischen Reden mochte. Sie war wirklich eine Frau der Tat“, erklärt ÖSHZ-Sekretärin Uschi Weling, die jahrelang „eng und freundschaftlich“ mit Ilona Thieffry zusammengearbeitet hat. Sie erinnert sich gerne daran, dass Ilona und ihr Mann Arthur Thieffry auch ab und an einsprangen, wenn der Fahrer für das „Essen auf Rädern“ ausfiel. Das war ein typisches Beispiel für ihre tatkräftige Hilfe.

Ihre Art war direkt. Gesetzestexte und Artikel haben sie nie zitiert. Stattdessen krempelte sie die Ärmel hoch und packte an. Auch für ihre Gradlinigkeit war sie bekannt. Besonders hervorgehoben wurde von den Weggefährten aber auch die Herzlichkeit, die sie den Menschen entgegenbrachte. Und ihre soziale Ader. „Viele Antragssteller des ÖSHZ kannten sie persönlich, weil sie mit jedem sprach und sich wirklich für sie interessierte“, so Uschi Weling. Auch Marc Crützen (Ecolo) zeigte sich betroffen. „Ilona hat viel Einsatz gezeigt in ihrem Mandat. Was sie machte, das tat sie mit Leib und Seele“, weiß er. Auch aufseiten der Energie-Fraktion war die Bestürzung groß. Patrick Thevissen erklärte, eine Begebenheit bleibe ihm besonders in Erinnerung: „Bei der Ausfahrt der 3×20-Jährigen war sie immer mit viel Engagement dabei. Am Ende der Ausfahrt essen die Senioren zusammen. Ilona ist dann von Tisch zu Tisch gegangen. Sie kannte alle und hatte für jeden ein nettes Wort übrig. Sie hat immer versucht, die beste Lösung zu finden für die Menschen, die sie umgaben.“ Für Ilona Thieffry seien die Menschen wichtig gewesen. Parteipolitische Zwänge seien für sie zweitrangig gewesen. „Sie war einfach ein guter Mensch“, bringt Patrick Thevissen es auf den Punkt.

Ilona Thieffry war im Vereinsleben stark verankert. Ob im Karneval oder beim Verkehrsverein, auch hier war sie lange Zeit mit vollem Einsatz dabei. In den letzten Jahren konzentrierte sich ihr Engagement hauptsächlich auf den Herbesthaler Schützenverein. Der Vereinspräsident Nicolas Gauder nennt sie ein „Vorbildmitglied“, das „immer da war“.

Ursprünglich als Ehrendame, dann, als der Verein sich auch Frauen öffnete, als offizielles Mitglied, war sie seit rund 20 Jahren im Verein. Und das mit Erfindergeist und Tatendrang, wie Nicolas Gauder weiß: „Wenn es Probleme gab und wir nicht weiterkamen, konnte Ilona sie lösen.“ Er attestiert ihr einen guten Umgang mit Menschen. Auf neue Mitglieder ging sie offen und herzlich zu. Durch ihre Kontaktfreudigkeit integrierte sie die Menschen schnell und unkompliziert. Ein schöner gemeinsamer Moment war in seinen Augen der Königsschuss von Arthur Thieffry im Jahr 2012. Auch Ilona hatte ihr Glück in den Jahren danach immer wieder versucht. Aber der Vogel wollte sich von ihr nicht abschießen lassen. Es habe zahlreiche erinnerungswürdige Augenblicke im Verein gegeben, so Gauder. Eine enge Freundschaft hat sich im Laufe der Jahre entwickelt. „Es war ein sehr familiärer Zusammenhalt.“ Es wurde viel gelacht bei Ausflügen und bei Festen.

Eine Feier, auf die sie sich freute, war das anstehende 45-jährige Ehejubiläum. In wenigen Tagen wäre es soweit gewesen. Arthur und Ilona Thieffry waren ein gutes Team. „Die beiden machten immer alles zusammen. Sie waren sehr verbunden. Sie gingen noch nicht einmal alleine zum Rauchen nach draußen. Auch das machten sie zusammen. Das sagt ja wohl alles“, erzählt Nicolas Gauder.

Auch in der Familie reißt ihr Tod eine große Lücke. Familie und deren Zusammenhalt war ihr wichtig. Sie stammt selber aus einer flämischen Großfamilie und hatte drei Schwestern und vier Brüder. Ihrem Bruder Otto Audenaerd, Schöffe in der Gemeinde Lontzen, stand sie besonders nahe. Er erklärt: „Wir waren ständig zusammen. Jede Woche haben wir etwas gemeinsam unternommen – Ilona, Arthur, meine Frau und ich.“ Sie fuhren zusammen in Urlaub und unternahmen viele Reisen. Otto Audenaerd schließt mit den Worten: „Sie fehlt uns an allen Ecken und Kanten.“