03.10.2013 Aufrufe

Kieferntriebsterben – nicht immer Diplodia pinea - BFW

Kieferntriebsterben – nicht immer Diplodia pinea - BFW

Kieferntriebsterben – nicht immer Diplodia pinea - BFW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Abstract<br />

Shoot Dieback of Pine <strong>–</strong><br />

Not Always <strong>Diplodia</strong> <strong>pinea</strong><br />

<strong>Kieferntriebsterben</strong> <strong>–</strong> <strong>nicht</strong> <strong>immer</strong> <strong>Diplodia</strong> <strong>pinea</strong><br />

Shoot dieback of various pine species, a common<br />

phenomenon in Eastern Austria in the past 20 years, is<br />

not exclusively caused by <strong>Diplodia</strong> <strong>pinea</strong>. The canker<br />

fungus Crumenulopsis sororia also sometimes leads<br />

to shoot and twig dieback. Symptoms, morphological<br />

features and impact of this species are briefly<br />

described.<br />

Keywords: Crumenulopsis sororia, Austria, Pinus<br />

sylvestris, Pinus nigra, shoot dieback<br />

Kurzfassung<br />

Dass <strong>Kieferntriebsterben</strong> <strong>nicht</strong> <strong>immer</strong> ausschließlich<br />

von <strong>Diplodia</strong> <strong>pinea</strong> verursacht wird, zeigen jüngste<br />

Funde von Crumenulopsis sororia im Osten Österreichs.<br />

Diese Pilzart, ihre morphologischen Merkmale<br />

sowie ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der<br />

Bäume werden kurz beschrieben.<br />

Schlüsselworte: Crumenulopsis sororia, Österreich,<br />

Pinus sylvestris, Pinus nigra, Triebsterben<br />

In den trocken-warmen Kiefernwäldern im Osten Österreichs<br />

sind abgestorbene Zweige und Äste oder braun<br />

verfärbte Kronenteile ein gewohnter Anblick. Als Verur-<br />

THOMAS L. CECH<br />

Abbildung 2: Anschwellung mit Fruchtkörper der un -<br />

geschlechtlichen Form Digitosporium piniphilum (rote Linien).<br />

Figure 2: Canker with fruiting structures of the asexual stage<br />

Digitosporium piniphilum (red lines).<br />

sacher spielt das <strong>Diplodia</strong>-<strong>Kieferntriebsterben</strong> kontinuierlich<br />

seit 20 Jahren die Hauptrolle, während vorher in<br />

derselben Region andere Arten von Mikropilzen bestandesweites<br />

Triebsterben verursacht haben. Wie die Erfahrung<br />

zeigt, können sich die ursächlichen Faktoren für<br />

<strong>Kieferntriebsterben</strong> im Laufe der Zeit ändern. Im<br />

Folgenden wird über eine Pilzart berichtet, die auch als<br />

Verursacher von Triebsterben infrage kommt, derzeit<br />

allerdings geringere Bedeutung als das <strong>Diplodia</strong>-Triebsterben<br />

hat. Es ist dies der Schlauchpilz Crumenulopsis<br />

sororia (P. Karst) J.W. Groves, der in der Literatur als der<br />

Erreger des „Stammkrebses der Drehkiefer“ bekannt ist.<br />

Abbildung 1: Zweig einer Schwarzkiefer (Pinus nigra) mit krebsiger Anschwellung und Harzfluss infolge Befalles durch<br />

Crumenulopsis sororia.<br />

Figure 1: Twig of an Austrian black pine tree (Pinus nigra) with small canker and resin flow as a result of infection by Crumenulopsis sororia.<br />

26 FORSTSCHUTZ AKTUELL 53, 2011


Schadbild<br />

Das Schadbild sind längliche, meist einige Zentimeter<br />

lange, krebsartig angeschwollene Wucherungen an<br />

Zweigen und schwächeren Ästen, aus denen Harz austritt<br />

(Abbildung 1 und 2). Wucherungen am Stamm sind<br />

seltener, doch verfärbt sich hier bei manchen Kiefernarten<br />

der Holzkörper bläulich bis schwärzlich. Außerhalb der<br />

Wucherungen kommt es zu Triebsterben unter gelbbrauner<br />

Verfärbung der Nadeln, was vom Schadbild her<br />

dem <strong>Diplodia</strong>-Triebsterben durchaus ähnlich ist. Im<br />

Randbereich der Wucherungen finden sich die Sporenlager<br />

der Nebenfruchtform Digitosporium piniphilum<br />

Gremmen, dessen Name auf die charakteristische Form<br />

der Sporen <strong>–</strong> sie sind fingerförmig verzweigt <strong>–</strong> zurückgeht<br />

(Abbildung 3 und 4).<br />

Als Hauptfruchtform entwickeln sich später etwa ein<br />

Millimeter große, scheibenförmige, grauschwarze, mit<br />

Hilfe einer Lupe erkennbare Fruchtkörper (Apothezien),<br />

in denen die geschlechtlichen Sporen gebildet werden.<br />

Diese können mit Regen und Wind auf weitere Triebe<br />

gelangen und dort neue Infektionen verursachen. Gelegentlich<br />

infiziert Crumenulopsis sororia auch Terminalknospen<br />

von Kieferntrieben und führt dort zu einem<br />

geringfügigen Triebsterben.<br />

Verwechslungsmöglichkeiten<br />

Am ehesten können die Krebswucherungen mit Hagelschlagwunden<br />

verwechselt werden, da sie in etwa<br />

demselben Größenbereich liegen. Hier ist darauf zu<br />

achten, ob die Wucherungen vorwiegend auf den Zweigoberseiten<br />

ihren Ausgangspunkt haben (Hagel) und ob<br />

Fruktifikationen der Digitosporium-Form vorhanden<br />

sind oder <strong>nicht</strong>. Wucherungen beziehungsweise abgeflachte<br />

Rindenpartien an Kiefernstämmen mit starkem<br />

Harzfluss können auch ein Symptom des Pechkrebses<br />

(Pitch-Cankers), Gibberella circinata Nirenberg &<br />

O’Donnell, sein. Dieser Organismus breitet sich derzeit<br />

in einigen Ländern Südeuropas aus und ist als<br />

Quarantäne-Art meldepflichtig.<br />

Alle Kiefernarten betroffen<br />

Alle einheimischen sowie viele exotische Kiefernarten<br />

können von Crumenulopsis sororia befallen werden. Im<br />

trocken-warmen Osten Österreichs ist die Art auf<br />

Schwarz- und Weißkiefern weit verbreitet und kann lokal<br />

auch gehäuft auftreten, wie jüngste Beispiele von<br />

Schwarzkiefern mit zahlreichen Infektionsstellen zeigen.<br />

Crumenulopsis sororia ist laut Literatur ein Wund -<br />

parasit, der über kleine Verletzungen in die Rinde<br />

eindringt. Eine häufige Ursache für derartige Wunden<br />

sind Wachstumsrisse, die auf nährstoffreichen Standorten<br />

infolge überdurchschnittlichen Dickenwachstums<br />

entstehen (Kurkela 1990, Vuorinen 2000). Demzufolge<br />

Abbildung 3 und 4: Sporen (Konidien) von Digitosporium<br />

piniphilum.<br />

Figure 3 and 4: Spores (conidia) of Digitosporium piniphilum.<br />

findet sich die Krankheit häufig in Kiefernaufforstungen<br />

auf Agrarböden.<br />

Für die Infektion ist hohe Luftfeuchtigkeit ent -<br />

scheidend. So werden in Finnland oft überschirmte oder<br />

dicht stehende Kiefern befallen. Junge, infizierte Kiefern<br />

können absterben, vor allem, wenn Infektionen am<br />

Stamm auftreten. Im Allgemeinen löst der Befall jedoch<br />

lediglich Zuwachsverluste aus.<br />

Literatur<br />

Kurkela, T. 1990: Crumenulopsis sororia in basal cankers of Scots pine<br />

on abandoned fields. <strong>–</strong> Bulletins of the Finnish Forest Research<br />

Institute, 360: 109<strong>–</strong>113.<br />

Vuorinen, M. 2000: Canker disease of Scots pine caused by Crumenulopsis<br />

sororia. <strong>–</strong> Metsanduslikud uurimused XXXIV: 61<strong>–</strong>63.<br />

Dr. Thomas L. Cech, Waldforschungszentrum <strong>BFW</strong>, Institut für Waldschutz,<br />

Seckendorff-Gudent-Weg 8, A-1131 Wien, Tel.: +43-1-87838 1147, E-Mail:<br />

thomas.cech@bfw.gv.at<br />

FORSTSCHUTZ AKTUELL 53, 2011 27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!