Anzeige bei der Polizei erstattet Altes Wegekreuz bei Münchrath zerstört

Münchrath · Der Ärger bei Münchrathern war groß: Das Büßerkreuz am Helpensteiner Weg ist zerstört, der Korpus wurde abgerissen und gestohlen. Am Dienstagnachmittag gab es doch noch eine gute Nachricht: Das Kreuz wurde gefunden.

 Horst Beerscht an den Überresten des Wegekreuzes. Da wusste er noch nicht, dass der fehlende Korpus gefunden wurde.

Horst Beerscht an den Überresten des Wegekreuzes. Da wusste er noch nicht, dass der fehlende Korpus gefunden wurde.

Foto: Carsten Sommerfeld

Drei Eichen, eine Bank und ein Wegekreuz – ein idyllisches Fleckchen zum Innehalten am Ortsrand von Münchrath. Doch jetzt haben Unbekannte dem Ort Gewalt angetan. „Der Korpus des Wegekreuzes wurde mit Gewalt abgerissen und gestohlen“, berichtete Horst Beerscht. „Das ist ein Verbrechen“, sagte der 81 Jahre alte Münchrather, der  Architekt ist. Er ist Eigentümer  des Stücks Land dort. Beerscht befürchtete, dass ein Stück Dorfgeschichte unwiederbringlich verloren gegangen war. Sein Sohn habe Anzeige bei der Polizei erstattet. Auch die Kirmesgesellschaft und Dorfgemeinschaft im Ort wurden aktiv, baten um Hinweise zum Täter oder zum Verbleib des Kreuzes.

Trotz der Beschädigung gibt es auch eine gute Nachricht: Eine Münchratherin hatte am Dienstag das abgerissene Kreuz mit der Christusfigur in einem Feld gefunden – etwa fünf, sechs Meter von einem Weg entfernt. Am Samstag sei das rund zwei Meter hohe Wegekreuz am Helpensteiner Weg zwischen Dorf und strategischem Bahndamm noch unversehrt gewesen, sagte Beerscht. Am Sonntag verbreitete sich in Münchrath die Nachricht vom Zerstörungswerk. Der Korpus war verschwunden. Die malträtierte Stange mit der erkennbaren Abbruchstelle zeugt von Gewaltanwendung. Erhalten geblieben sind der untere Teil des Wegekreuzes sowie der Sockel, den Künstler und Steinmetz Robert Beerscht – wie sein Vater erzählte – vor einigen Jahren gefertigt hatte.

 So soll das Wegekreuz künftig wieder aussehen.

So soll das Wegekreuz künftig wieder aussehen.

Foto: Stadt Grevenbroich

Das schmiedeeiserne, filigran gearbeitete Wegekreuz stammt laut der Stadtverwaltung aus dem 19. Jahrhundert und wurde im Jahr 1984 in die Liste der Baudenkmäler aufgenommen.

„Sehr glücklich“ war Horst Beerscht am Dienstagnachmittag, als das weggeworfene und dann wieder gefundene Kreuz mit der Christusfigur bei seiner Familie abgegeben worden war. „Das kann man schweißen, die Familie Beerscht wird das wieder reparieren“, versicherte er. Anders wäre es gewesen, wenn das abgerissene Stück verschwunden geblieben wäre. „Eine Reparatur wäre dann kaum möglich gewesen.“

 Der gestohlene Korpus wurde von der Stange abgerissen.

Der gestohlene Korpus wurde von der Stange abgerissen.

Foto: Carsten Sommerfeld

Das Büßerkreuz erinnert, wie die Kirmesgesellschaft (Erläuterungen von Christian Wiltsch) informiert, an eine schreckliche Tat vor beinahe 200 Jahren – an einen Mord. Damals bewirtschaftete die Familie von Berg den Kringshof. Nach dem Tod ihres Mannes 1729 stand die Tochter Margarethe von Berg mit drei Kindern als Witwe allein. Sie heiratete dann, so wird berichtet, einen in Hackenbroich – heute ein Stadtteil von Dormagen – geborenen Johann Benrath. Nach vier Monaten ermordete der Ehemann 1730 seine Frau an der Stelle, an der später das Büßerkreuz errichtet wurde. Der Täter wurde in Hülchrath in den Kerker geworfen und einige Wochen später gerädert.

Es handelt sich keineswegs um die einzige Beschädigung eines Wegekreuzes im Umfeld. „Vor   zwei Monaten wurde am Wegekreuz am Ortsausgang von Hülchrath der Korpus aus Bronze abgesägt“, berichtete Albert Stromann, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft. Das steinerne Kreuz blieb stehen. „Da hatte es wohl jemand auf das Metall abgesehen. Wir überlegen jetzt, ob wir einen neuen Korpus herstellen lassen – und aus welchem Material er sein soll.“ Denkbar seien Stein, Holz und Kunststoff, bei dem der Korpus mit Hilfe eines 3D-Druckers gefertigt werden könne. Aus Metall soll er aber nicht mehr sein, um einem erneuten Diebstahl vorzubeugen.

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